Die Sanierung
2002 begann mit dem Kauf der Bismarckhöhe von der Treuhand-Gesellschaft durch die Stadt Werder die Restaurierung und die bauliche Entwicklung des Komplexes. Der Stadt gelang es, die notwendige Beräumung in den Gebäuden und im Gelände vorzunehmen, den übermäßigen Wildwuchs zu beseitigen und damit wichtige Sichtachsen wiederherzustellen. Im November 2002 kam es bereits zu einem ersten Höhepunkt: Im Saal erfolgte die Verleihung des Titels „Anerkannter Erholungsort” an die Stadt Werder (Havel). Selbst viele der Einheimischen erlebten diesen Saal bei der Gelegenheit zum ersten Mal, war er doch 47 Jahre unzugänglich. Beim 124. Blütenfest der Stadt 2003 wurde erstmals wieder auch die Freifläche für das Feiern der Baumblüte genutzt. Die vielen Besucher auf diesem Terrain über der Stadt zeigten, dass die Bismarckhöhe wieder angenommen wurde und erhaltenswert ist und bleibt.
Im Januar 2004 gründete sich der „Freundeskreis Bismarckhöhe in Werder (Havel) e.V.” mit dem Ziel, das Wirken der Stadt für den Erhalt, die Sanierung und Nutzung der Bismarckhöhe nachhaltig zu unterstützen. Im Mittelpunkt der Initiativen des Vereins stand die Sanierung des Aussichtsturmes für eine gesicherte und niveauvolle Nutzung durch die Einwohner und ihre Gäste. Dazu gehörte auch die konzeptionelle und materielle Vorbereitung der künftigen Ausstellungsräume im Turm. Die Übergabe von Fördermitteln durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung wurde in Verbindung mit den Eigenmitteln der Stadt, des Vereins und einem Zuschuss der Kulturabteilung des Kreises zur wichtigen Voraussetzung, die gesteckten Ziele zu erreichen.
Die Stadt setzte ihre Maßnahmen der Sanierung des Objektes mit dem Abriss des barackenartigen Überbaues über Terrasse und ehemaliger Kegelbahn fort, um wieder freie Sicht auf den eigentlichen Gaststättenkomplex zu schaffen. Darüber hinaus hat sie sich 2004 auf die Sanierung des Daches des großen Saales konzentriert und die dafür erforderlichen Mittel in ihren Haushalt eingestellt. Diese Maßnahme war ein dringendes Erfordernis, um den prächtigen Saal für die Zukunft zu retten. Am 4. Oktober wurde mit der Sanierung des Saaldaches begonnen, die am 17. Dezember 2004 erfolgreich abgeschlossen wurde.
Zu einem bedeutenden Höhepunkt im Jahre 2005 gestaltete sich die mit Hilfe vom Rundfunk Berlin-Brandenburg durchgeführte 96 Stunden–Aktion. Vom 13. bis 17. Juni 2005 wurden, ausgelöst vom Aufruf des Abendmagazins und begleitet von Antenne Brandenburg, Sanierungsergebnisse erzielt, die der Freundeskreis mit seinen Mitteln und Möglichkeiten erst in Jahren hätte leisten können. Mehr als 60 freiwillig beteiligte Betriebe aus Werder und seinem Umfeld, viele Einzelpersonen und Vereinsmitglieder haben in der 96 Stunden-Aktion folgende Leistungen erbracht:
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Komplette Einrüstung des Turmes mit der Erstellung eines Überdaches zum Schutz der Bausubstanz während der Baumaßnahmen
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Herrichtung der Hausanschlussräume
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Verlegung von Elektroleitungen
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Aufarbeitung von Fenstern und Türen
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Sicherung der Stuckdecke im Erdgeschoss
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Sanierung der Decken, Fußböden und Teile der Aussichtsplattform, Durchführung von Putzarbeiten einschließlich Herrichten einer der Fassade
Neben den unmittelbaren, schon weithin sichtbaren Ergebnissen, wurden damit wichtige und notwendige Voraussetzungen der vollständigen Turmsanierung geschaffen.
Mit Hilfe des Vereins konnte auch eine finanzielle Förderung der Sanierung der Stuckdecke des Ballsaales durch die Stiftung Deutscher Denkmalschutz erreicht werden. Das ermöglichte der Stadt zusammen mit den bereit gestellten Haushaltsmitteln, im Sommer 2005 diese Sanierungsmaßnahme in Angriff zu nehmen.
Mit der Ausreichung einer größeren Summe von Fördermitteln aus einem EU-Fond für Ordnungsmaßnahmen durch das Bundesministerium für Infrastruktur und Raumordnung wurde 2005 noch eine neue entscheidende Etappe der Sanierung eingeleitet. Mit der Erklärung von Bürgermeister Werner Große auf der Jahreshauptversammlung des Freundeskreises im Februar 2006, im folgenden Jahr den Baumblütenball erstmalig im Großen Saal der Bismarckhöhe feiern zu wollen, war nun eine eindeutige und anspruchsvolle Zielstellung gegeben. Mit einem entsprechenden Nachtragshaushalt machte die Stadtverordnetenversammlung nur wenig später den Weg frei, dieses Ziel im Verlauf gut eines Jahres zu realisieren. Im Verlauf des Winters 2005/2006 konnte in der Verantwortung des Freundeskreises die Innensanierung des Aussichtsturmes im Wesentlichen abgeschlossen werden. Damit wurde es möglich, zur Baumblüte 2006 mit dem „Altenkirch-Zimmer” den ersten der Ausstellungsräume zu präsentieren.
Die am 29. April 2006, am ersten Tag des 127. Baumblütenfestes, eröffnete Ausstellung „Die Bismarckhöhe – Gestern und Heute” vermittelt auf Schautafeln, auf Schautischen und mit Originalinventaren ein anschauliches Bild aus den vier Jahrzehnten des Aufstiegs und der Blüte der Bismarckhöhe. Mit der Ausstellung und der kurz zuvor erfolgten Umbenennung des Weges hinauf zur Bismarckhöhe in „Altenkirchweg” erhielten die Altenkirchs, Vater und Sohn Gustav, die längst verdiente Würdigung für ihre Verdienste um die Stadt Werder (Havel).
Nach dem Baumblütenfest 2006 fällt der Startschuss für die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen im Außenbereich.
Bei der gemeinsamen Präsentation der vollständig in alter Pracht sanierten Stuckdecke des Saales gemeinsam durch die Stadt und den Freundeskreis sind auch die ersten Veränderungen im Umfeld von Saal und Turm sichtbar. Die Präsentation der sanierten Stuckdecke gestaltet sich zu einem großen Fest und lässt bereits ahnen, zu welchem neuen alten Glanz die vollständige Saalsanierung diesen führen wird. Die Anwesenheit der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Frau Prof. Johanna Wanka, unterstreicht die künftige Bedeutung des Saals weit über Werder hinaus.
Während in dieser Zeit der Abriss der Verandavorbauten vor den Sälen und Turm, der Rückbau im Bereich der Kegelbahn und der Abriss der Blechbaracken im Hofbereich mit Wohlwollen von Besuchern und Akteuren begleitet werden, wird der vollständige Abriss des Kleinen Saales jedoch mit Wehmut aufgenommen. Bei der angestrebten Dachsanierung dieses gastronomisch wichtigen Teiles des Gesamtkomplexes zeigte sich, dass eine Erhaltung wegen des starken Schwammbefalls und teilweiser Baufälligkeit nicht mehr möglich war.
Dagegen gehört zu den positiven Ergebnissen in dieser Zeit, dass die Dachsanierung der Nebengebäude komplett abgeschlossen werden konnte So verändert sich vom Sommer 2006 bis zum Frühjahr deutlich und sichtbar das Antlitz der Bismarckhöhe auf dem Weg zu der künftig wieder repräsentativen Höhengaststätte in der Havelstadt.
Mit besonderer Spannung wurde die 128. Baumblütenwoche inner- und außerhalb Werders erwartet. Wie erwartet wurde der erstmalig im pünktlich fertiggestellten Saal begangene Baumblütenball zu einem großen Ereignis. Mit Spannung erwarteten mehr als 500 Gäste des Großer Ballsaal Die Geschichte der Bismarckhöhe – Willkommen auf dem Galgenberg! Seite 4 Baumblütenballs die Entscheidung der Jury für die offizielle Namensgebung aus den 141 Einsendungen der Leser der MAZ. "Großer Ballsaal", das ist nun der Name eines der prächtigsten und größten Säle in unserem Land Brandenburg. Im Aussichts - und Museumsturm der Bismarckhöhe, 40 m über der Havel sind mehrere museale Einrichtungen untergebracht, die vom Freundeskreis Bismarckhöhe e.V. geschaffen wurden und auch betrieben werden. In der 1. Etage finden Sie das 2014 eröffnete Christian-Morgenstern-Literaturmuseum. Es ist nicht nur das erste für diesen weltweit bekannten Dichter, sondern auch das einzige. Christian Morgenstern (1871-1914) hat den Galgenberg am 5. Mai 1895 von Berlin aus besucht, mit einigen befreundeten Künstlern, einem „lustigen Kreis“, aus dem sich dann in der Folge der berühmte Bund der Galgenbrüder bildete, für den die „Galgenlieder“ entstanden, Gedichte mit einem einzigartigen heiter-tiefsinnigen Humor. In der 1. Etage befindet sich auch die Turmgalerie, die jährlich vier Wechselausstellungen präsentierte und so bildenden Künstlern und Künstlerinnen aus der Region, aber auch darüber hinaus, die Möglichkeit gab, ihre Werke (Gemälde, Zeichnungen, Plastiken, Fotos etc.) zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Seit 2023 wird dort ausschließlich Kunst zu Morgenstern gezeigt. Im sogenannten Altenkirchzimmer in der zweiten Etage kann man sich umfassend über die wechselvolle Geschichte der Bismarckhöhe informieren. Zahlreiche Fotos dokumentieren die Geschichte dieser Höhengaststätte bis in die heutige Zeit. In einem zweiten Raum kann der Besucher verfolgen, wie sich der Prozess der Wiedergewinnung und Neuformierung der Bismarckhöhe gestaltete.
Immer von neuem beeindruckt unsere Besucher sowohl jene, die erstmalig die 66 Stufen zur Aussichtsplattform hinaufsteigen als auch jene, die es bereits zum wiederholten Male tun, der herrliche weite Blick auf das Werdersche Havelland.